Live – Ugly Kid Joe am 28.07.2013, Backstage München, Free
and Easy Festival
„Stairwell
to Hell“, so heißt die EP, mit der sich Ugly Kid Joe 2012 nach über 15 Jahren
Abstinenz auf der Rockbühne zurück gemeldet haben.
Die
kalifornische Band schaffte 1992 ihren Durchbruch mit „Everything about you“,
einen Song aus ihrer Debut-EP „Us ugly as they wanna be“ von 1991. Der Erfolg
des Songs hängt sicher auch mit der Verwendung im Soundtrack des äußerst
erfolgreichen Films „Wayne’s World“ zusammen. Auf dem Album „Americas least
wanted“ wurde mit dem Cover „Cats in the Cradle“ (Original von Harry Chapin,
1974) ein weiterer Top Ten Hit nachgelegt, der bis heute der erfolgreichste
Song von UKJ ist.
1996 löste
sich die Band nach dem eher erfolglosen Album „Motel California“ und einer
darauf folgenden Europatournee auf.
Daher war
ich sehr überrascht, als ich letztes Jahr eine Konzertankündigung von Ugly Kid
Joe sah und besorgte mir sofort Tickets dafür. Das Konzert fand im Münchner
Feierwerk statt, das eher einem Jugendzentrum als einer Konzerthalle gleicht. Irgendwie
war es schon befremdlich, dass eine Band, die Anfang der 90er mit Größen wie
Def Leppard, Bon Jovi oder Van Halen vor großem Publikum auftrat und deren
Videos auf MTV rauf und runter liefen, nun wieder wie eine Newcomerband in
kleinen Klubs auftreten muss.
Aber die kalifornische
Band um Whitfield Crane (voc) und Klaus Eichstadt (git) ließen sich davon nicht
beirren und legten einen tollen Auftritt hin. Dabei stellten sie auch die
besagte EP „Stairwell to Hell“ vor, die mit ihren sechs Titeln musikalisch
nahtlos an die alten Veröffentlichungen anknüpft. Der Titel folgt der
Tradition, bei den Albumtiteln bekannte Werke humoristisch zu zitieren, so wie
hier natürlich „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin.
Nun also
kamen Ugly Kid Joe wieder nach München. Diesmal zum Free and Easy Festival im
Backstage, bei dem in 19 Tagen über 200 Bands auftraten, und das ganze, wie der
Name schon sagt, „free“, also umsonst.
UKJ
spielten dabei in der Halle, wie der kleinere Saal genannt wird, und nicht im
Werk, wie der größere Veranstaltungsraum heißt. Eröffnet wurde das Konzert von
der holländischen Punkrock-Band Long Way Down. Aufgrund der hochsommerlichen
Temperaturen habe ich nur die letzten zwei Songs mitbekommen, daher kann ich
wenig über den Auftritt berichten. Was ich gehört habe hat sich zumindest nach
solidem Punkrock angehört.
Nach Long
Way Down betrat dann eine junge Band aus Süd-Wales die Bühne, die optisch Erinnerungen
an die Siebziger Jahre aufkommen lies. Buffalo Summer nennt sich die
vierköpfige Band in der klassischen Besetzung mit zwei Gitarren, Bass und
Schlagzeug. Als die Jungs loslegten, packten sie mich sofort. Mit Southern Rock
vom Feinsten überzeugten sie ab dem ersten Song und erinnerten mich an die Black
Crowes, Georgia Satellites, Lynyrd Skynyrd und Molly Hatchet zusammen. Es wurde
ein überragender Auftritt, der alleine den Besuch des Konzerts schon
gerechtfertigt hätte. Ich kann nur jeden, der auf diese Art von Musik steht,
Buffalo Summer wärmstens empfehlen. Ich bin überzeugt davon, dass wir von
dieser Truppe noch einiges hören werden. Soweit ich weiß, wird momentan ein
Video zum Song „Back to the River“ produziert.
Nachdem
sich die Stimmung nun schon ganz gut entwickelt hat, füllte sich der Raum in freudiger
Erwartung auf den Headliner. Nach einer etwas zu langen Umbaupause in der sehr
warmen Halle betraten nach dem Intro endlich Ugly Kid Joe im lässigen
Skater-Outfit die Bühne und legten los mit dem Gassenhauer V.I.P. Das bunt
gemischte Publikum war in Partylaune und ging von Anfang an gut mit. Die
Stimmung steigerte sich von Song zu Song, vor allem die bekannten Kracher wie
Neighbor oder Jesus rode a Harley animierten die Leute zum Mitgröhlen und
Springen. Mit No One Survives und Devils Paradise wurden zwei Stücke der neuen
Scheibe gespielt, ehe dann „Cats in the Cradle“ angestimmt wurde, das von allen
Anwesenden im Saal voller Inbrunst mitgesungen wurde. Doch das war dann auch
schon das einzige ruhigere Stück des Sets. Auf weitere Balladen, wie das von
Klaus Eichstadt gesungene „Mr. Recordman“ oder „Another Beer“ vom neuen Album
wurde diesmal verzichtet. Es ging stattdessen Vollgas weiter mit I’m Alright,
ein sehr starkes Stück, das ebenfalls auf Stairway to Hell zu finden ist. Es
folgten dann noch Klassiker wie Milkman’s Song und Goddamn Devil, ehe das
reguläre Set zu Ende ging.
Natürlich kam
die Band, die neben Crane und Eichstadt aus Shannon Larkin (dr), Dave Fortman
(git) und Cordell Crocket (bass) besteht, nochmal zurück. Nach GOD brachte
„Everything about you“ das Publikum noch einmal zum finalen Ausflippen. Mit
einer Coverversion von Ace of Spades von Motörhead wurde dann ein passender
Schlusspunkt zu einem gelungenen und schweißtreibenden Konzert gesetzt.
Ein sehr schöner
Abend, bei dem ich zwei tolle Bands erleben konnte. Bemerkenswert ist für mich,
dass Ugly Kid Joe nach den Megaerfolgen Anfang der Neunziger in kleinen Klubs
ohne jegliche Allüren mit einer Spielfreude auftritt, die man vielleicht nicht
so erwarten würde.
Die
Entdeckung des Abends ist Buffalo Summer, womit wieder bewiesen wurde, dass man
bei live-Konzerten immer positive Überraschungen erleben kann.
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